Kaufkraftabfluss und höhere Kundenansammlungen durch kantonalen Lockdown
Die behördlich verfügten Schliessungen von Non-Food Läden im Kanton Genf erweisen sich als ein eher ungeeignetes Mittel, um die Covid-19 Pandemie lokal einzuschränken. Durch die regionalen Schliessungen kommt es zu massiven Kaufkraftabflüssen und höheren Kundenansammlungen in Nachbarskantonen, da die Bevölkerung aus den betroffenen Gebieten in umliegende Kantone reist, um Einkäufe zu erledigen. Neuste Erkenntnisse aus der Wissenschaft weisen zudem darauf hin, dass Läden und Kaufhäuser einen geringen Einfluss auf zusätzliche Ansteckungen in der Bevölkerung haben. Die Schutzkonzepte in Detailhandelsgeschäften zeigen sich weiterhin als belastbar und sicher.
Die Covid-19-Pandemie trifft den Schweizer Detailhandel als grössten privaten Arbeitgeber weiterhin schwer. Die am 28. Oktober 2020 vom Bundesrat erlassenen erweiterten Bekämpfungsmassnahmen haben die Lage für Detailhändler ausserhalb des Handels mit Lebensmitteln und Gütern des täglichen Bedarfs deutlich verschärft. Dies untermauert unsere Umfrage vom 3. November 2020 in verschiedenen Segmenten des Schweizer Detailhandels: Die Kundenfrequenzen und Umsätze in den 10 Tagen seit Ankündigung und Einführung der Massnahmen sind gegenüber den 10 Tagen zuvor massiv eingebrochen. Die Umsätze im Fashionbereich liegen bei –20% und bei Warenhäusern bei –15%. Im Detailhandel schlagen bereits Umsatzrückgänge von 5-10% voll aufs Ergebnis durch. Diese Entwicklung hat sich seit der Umfrage vom 3. November nochmals mit bis zu 50% Rückgang verschärft.
Diese bereits national besorgniserregende negative Tendenz verschärft sich in Kantonen, die weitergehende Massnahmen als der Bund beschlossen haben – wie die Schliessung von Restaurants und Bars oder wie im Kanton Genf die Schliessung fast aller Non-Food Läden – nochmals deutlich. Aufgrund dieser aktuellen Entwicklungen müssen viele Non-Food und Convenience Detailhändler für ihre Mitarbeitenden Kurzarbeit beantragen, um die Arbeitsplätze sichern zu können.
Volkswirtschaftlicher Schaden durch interkantonalen Einkaufstourismus
Durch die behördlich verfügten Schliessungen von Non-Food Läden im Kanton Genf kommt es zu einem regionalen de facto Lockdown. Die gesundheitspolitisch guten Absichten werden jedoch durch den interkantonalen Einkaufstourismus unterminiert. So zeigen Stichproben zwischen dem 9. und 11. November, dass der Kaufkraftabfluss aus dem Kanton Genf massiv ist. Die Daten zeigen, dass verschiedene Detailhandelssegmente im benachbarten Kanton Waadt ihre Umsätze weit über dem Rahmen der normalen Schwankungen steigern konnten. Die Umsätze im Multimedia-Handel sind während dieser Zeit auf über 140% gestiegen, das Möbelsegment hat im Durchschnitt rund einen Drittel mehr Umsatz gemacht und selbst im Lebensmittelbereich wurde durchschnittlich rund ein Viertel mehr verkauft als erwartet. Diese Zahlen sind ein deutliches Zeichen, dass es einen massiven Kaufkraftabfluss aus dem Kanton Genf gibt und sich der Kanton mit dieser Massnahme selbst geschadet hat. Die Intention des Kantons Genf, dass die Bevölkerung bei einer Schliessung von Läden vermehrt zuhause bleibt, greift nicht. Vielmehr zeigt sich, dass die Massnahmen von weiten Teilen der Bevölkerung nicht getragen werden und der lokale Handel unnötig abgestraft wird. Um beispielsweise Leim zu kaufen, müssen Bürger des Kantons Genf in den Kanton Waadt fahren. Das ist einfach widersinnig.
Die äusserst schwierige Situation der Händler im Kanton Genf wird auch nicht durch alternative Modelle wie Click & Collect, welche in der kantonalen Verordnung des Kantons Genf explizit ermöglicht werden, aufgefangen. Dies hat verschiedene Gründe: Einerseits können nicht alle Läden ein Click & Collect System anbieten, andererseits werden bei Unternehmen, welche das System anbieten seitens der Kontrollbehörden unverhältnismässige Anforderungen gestellt. So wurde uns von Fällen berichten, in denen Click & Collect nur bei einer Vorauszahlung über das Internet erlaubt wird, was dieses System nochmals unattraktiver macht.
Der Detailhandel ist weiterhin kein Ansteckungsort
Der Detailhandel hat seit dem Frühling gut greifende und eingespielte Schutzkonzepte und hat sich nie als Ansteckungsherd erwiesen. Diese Schutzkonzepte werden von den Detailhändlern strikt umgesetzt. Zusätzlich zeigt sich, dass das Tragen der Masken mittlerweile von den Kunden akzeptiert wird. Eine weltweit beachtete Studie, publiziert im renommierten Nature Journal, legt den Schluss nahe, dass der Detailhandel nicht zu den Bereichen gehört, der für eine Erhöhung der Ansteckungszahlen verantwortlich ist. Dies deckt sich mit den Erfahrungen aus dem Schweizer Detailhandel in dieser Covid-19 Pandemie, wonach sich die Geschäfte nicht als Ansteckungsorte erwiesen haben. Eine Stigmatisierung des Detailhandels als gefährlicher Ort entspricht daher weder der Wahrheit, noch ist sie zielführend.
Lokale Schliessungen führen zu mehr Mobilität und höheren Kundenansammlungen
Wie die oben angeführten Stichproben zeigen, ist das Bedürfnis der Bevölkerung nach stationärem Einkaufen weiterhin hoch. Lokale Schliessungen führen jedoch zu deutlich mehr Mobilität und vermehrtem Kundenaufkommen an Orten, wo keine solchen Beschränkungen gelten. Dieses erhöhte Kundenvolumen ist wiederum eine grössere Belastung für die Schutzkonzepte und dient daher dem Gesundheitsschutz kaum. Um eine bestmögliche Sicherheit vor Ansteckungen bieten zu können, ist es daher für den Detailhandel essentiell, dass die Kundenströme regional so verteilt werden können, wie diese naturgemäss gewachsen sind. All dies zeigt, dass es sowohl im Interesse des Kantons als auch des Gesundheitsschutzes ist, den regionalen Lockdown für Läden zügig wieder aufzuheben.
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